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LAG Niedersachsen
Geschichte des Kranichschutzes in Niedersachsen

Anfang der 1970er Jahre drohte der niedersächsische Kranichbrutbestand mit nur noch acht Paaren (6 im Elbeeinzugsgebiet, 2 im Allereinzugsgebiet) zu erlöschen. Um dem entgegen zu wirken, wurde auf Initiative des WWF Deutschland (T. Neumann), des (damaligen) DBV Braunschweig (R. Bernd) und des Niedersächsischen Landesverwaltungsamtes, Staatliche Vogelschutzwarte (H. Heckenroth) ein Kranichschutzprogramm ins Leben gerufen. Dies stellt bis heute die Grundlage des Kranichschutzes in Niedersachsen dar. Zuvor wurde bereits von H. Makowski 1973 zusammen mit T. Neumann und Mitstreitern aus dem DBV Hamburg die Aktionsgruppe Kranichschutz gegründet, die insbesondere im Gartower Raum in Zusammenarbeit mit der Gräflich von Bernstorffschen Forstverwaltung tätig war. Ziel war es, zunächst eine Brutplatz-Bewachung zur Sicherung der letzten Brutplätze vor Eierdieben und Störungen zu organisieren. Des Weiteren konnten durch Flächenankauf und -gestaltung neue Brutplätze geschaffen werden.

Ausgehend vom Schutz und der möglichen Wiedervernässung der bekannten ehemaligen Brutvorkommen im äußersten Osten Niedersachsens wurden Konzepte entwickelt, weitere Hilfsmaßnahmen für die vom Aussterben bedrohten Kraniche umzusetzen. Die Maßnahmen waren überaus erfolgreich; der Bestand des Kranichs erholte sich und stieg kontinuierlich an.

© K. Obracay
Die AG Kranichschutz Niedersachsen

Im Laufe der Jahrzehnte entstand ein umfangreiches Netz von Kranichfreunden, die engagiert Schutzmaßnahmen sowie Brut- und Rasterfassungen durchführten.

Im Oktober 2007 trafen sich erstmals nach Jahrzehnten viele Kranichfreunde zu einem Austausch (Schwerpunkt Rasterfassung) in der Diepholzer Moorniederung. In den nachfolgenden Jahren wurden die Treffen fortgeführt und es entstand die Idee, die AG Kranichschutz Niedersachsen zu gründen bzw. wieder zu beleben. Am 16. März 2012 wurde in Verden/Aller die „Arbeitsgemeinschaft Kranichschutz Niedersachsen“ offiziell gegründet.

Die AG Kranichschutz Niedersachsen macht es sich zur Aufgabe, die Brut- und Rastplätze des Kranichs zu schützen, die Brut- und Rastbestände in Niedersachsen zu erfassen und die Ergebnisse der Kartierungen/Zählungen zusammenzutragen, auszuwerten und zugänglich zu machen. Die AG Kranichschutz Niedersachsen trifft sich einmal jährlich im zeitigen Frühjahr.

Gründungstreffens der AG in Verden am 16.03.2012. © T. Obracay
Schutzmaßnahmen

Zum Schutz der letzten Brutpaare sowie zur  Wiederherstellung ehemaliger Brutgebiete wurden in entwässerten Feuchtgebieten in Lüchow-Dannenberg sowohl vom NABU Hamburg, maßgeblich unterstützt von Horst Wilkens, als auch vom Staatlichen Forstamt Lüchow unter der Leitung von Eckhard Seebaß in engagierter Mitarbeit der Revierleiter Staumaßnahmen durchgeführt. Wo dies nicht möglich war, wurden auf grundwassernahen Standorten allein im Lüchower Forstamtsbereich mehr als 80 Flachgewässer mit Inseln geschaffen, die von Kranichen gern als Brutbiotope angenommen werden. Später hat auch die BUND-Kreisgruppe Lüchow-Dannenberg besonders durch Eckart Krüger und Heide Filoda viele solcher Maßnahmen durchgeführt. Gute Möglichkeiten boten sich auch bei der von Eckhard Seebaß bzw. Manfred Reetz fachkundig begleiteten, naturnahen Gestaltung der Bodenentnahmen für den Deichbau in der Elbmarsch. So entstanden allein im Gartower Raum 32 neue Feuchtgebiete auf Eigentumsflächen des NABU.

1983 Bau eines Grabenstaus durch Ehrenamtler im Gr. Giebelmoor/Drömling West. © E. Bühring.

In den Landkreisen Gifhorn, Celle und Wolfsburg wurden, ausgehend vom Schutz und der möglichen Wiedervernässung der noch bekannten ehemaligen Brutvorkommen, Hilfsmaßnahmen für Kraniche geplant. Den einzelnen Maßnahmen gingen oft langwierige Verhandlungen und bürokratische Papierkriege - vor allem mit Wasserbehörden – voraus. Meist waren es ehrenamtliche Naturschützer aus dem Celler Landkreis, die im Einvernehmen mit dem Forstamt Danndorf (G. Raschke) mit Spaten und Schaufeln an Wochenenden im Niedersächsischen Drömling und im Schweimker Moor/Lüder Bruch Entwässerungsgräben abdichteten (Eckehard und Holger Bühring, Familie Clausnitzer, A. Wellmann, R. Hengst,  H. Köneke, P. Lorz). In den folgenden Jahren stellten die Bezirksregierung Braunschweig und der Landkreis Gifhorn Geldmittel aus dem Niedersächsischen Moorschutzprogramm (1981/1985) zur Verfügung, womit Landankäufe, Staumaßnahmen und der Bau von Flachgewässern finanziert wurden. Auch die Bezirksregierung Lüneburg und der Landkreis Lüchow-Dannenberg engagierten sich in gleicher Weise.

Im Westen und Nordwesten Niedersachsens sind durch die Wiedervernässung zahlreicher Hochmoore im Rahmen des Niedersächsischen Moorschutzprogramms in den letzten 30 Jahren großräumig neue Brut- und Rastgebiete für Kraniche entstanden. Erste Anstöße für dieses 1981 beschlossene, äußerst erfolgreiche Programm lieferten Prof. Dr. E. Preising, D. Lüderwaldt und H. Heckenroth von der Fachbehörde für Naturschutz angesichts großräumiger maschineller Abtorfungen der z.T. noch naturnahen Hochmoore. Die Besiedlung der wiedervernässten, störungsarmen Moore durch den Kranich vollzog sich zunächst sehr langsam; inzwischen brüten Kraniche nicht nur in den westlichsten Mooren Niedersachsens, sondern auch in wiedervernässten Mooren der Niederlande.

Rastende Kraniche in einem wiedervernässten Hochmoor © K. Obracay.
Brutbestandsentwicklung

Niedersachsen war lange Zeit die südwestliche Verbreitungsgrenze des europäischen Kranich-Brutgebietes. Für 1880 sind etwa 48 Brutplätze mit bis zu 70 Brutpaaren belegt. Bereits ab Ende des 19. Jahrhunderts zeichnete sich eine negative Entwicklung der Brutpaarzahlen ab. Für 1949 konnten noch 13 Brutplätze mit bis zu 15 Revierpaaren ermittelt werden. Mit dem Einsetzen umfangreicher Entwässerungen bedingt durch die Landnutzung sanken die Bestände weiter stark ab und erreichten Ende der 1960er Jahre ihren Tiefpunkt (1965-1972: 8 RP). Nur im äußersten Osten des Landes konnten sich die wenigen Revierpaare halten. Ab Mitte der 1980er Jahre nahm der Bestand zunächst langsam (1985: 24 RP), seit Mitte der 1990er Jahre immer stärker zu (1995: 86 RP, 2008: 650 RP, 2015: 920 RP), verbunden mit einer Ausbreitung nach Westen, wo insbesondere in den wiedervernässten Hochmooren großräumig neue Lebensräume entstanden sind.

Brutbestandsentwicklung des Kranichs in Niedersachsen 1971-2015.
Rastbestandsentwicklung

Als Rastgebiete wurden die Moorregionen für Kraniche etwa Anfang der 1990er Jahre attraktiv. Aktuell gibt es in Niedersachsen elf Rastgebiete bzw. Rastregionen.

In den großen Flachwasserbereichen innerhalb der Hochmoore, die durch die Renaturierungsmaßnahmen entstanden waren, finden die Vögel sehr geeignete Übernachtungsgewässer. Das umliegende landwirtschaftlich geprägte Kulturland bietet im Herbst mit Mais- und Getreidestoppelfeldern aber auch extensiven Grünlandflächen eine gute Nahrungsgrundlage. Im Mittel der letzten fünf Jahre (2011-2015) rasteten mehr als 100.000 Kraniche gleichzeitig in Niedersachsen.

Mehr als 70 Zählerinnen und Zähler beteiligen sich regelmäßig an den Zählungen der Rastbestände während des Weg- und Heimzuges.

Entwicklung des Kranichrastbestandes in Niedersachsen 1994-2015.
Aktuelles und Kontakt

Aktuelle Projekte:

  • Landesweite Brutbestandserfassung des Kranichs 2016.
  • Jährliche Rastbestandserfassung während des Weg- und Heimzuges
  • Jährliche Erfassung der Winterbestände

Kontakt:

Vorsitzende: Kerrin Obracay: kerrin.obracay[ät]posteo.de

Stellvertretender Vorsitzender: Marco Kirchhoff: kraniche-mk[ät]gmx.de 

 

Inhalte der LAG-Webseite von: E. Bühring, E. Seebaß, H.-J. Kelm, K. Obracay 

© Kranichschutz Deutschland 2017-2020

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