Die Landesarbeitsgruppe Sachsen-Anhalt
In Sachsen-Anhalt bemüht sich das Netz ehrenamtlicher Kranichfreunde, die Verschiebung der Verbreitungsgrenze, die durch unser Bundesland verläuft, so gut als möglich zu dokumentieren. Mit steigendem Engagement bemühen sich erfahrene und neue Mitstreiter sowohl den Bestand in lange besiedelten Bereichen jährlich zu erfassen als auch Neuansiedlungen in bislang nicht von Kranichen besiedelten Landesteilen zeitnah zu dokumentieren. Eine große Stütze sind dabei der Ornithologenverband Sachsen-Anhalt (OSA e.V.) und die Staatliche Vogelschutzwarte Steckby.
Das Foto (rechts) zeigt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jahrestagung am Haus der Flüsse in Havelberg am 04.03.2023.
Aktuelles
Tagung 2023 in Havelberg
Nach zwei Jahren coronabedingter Pause konnte 2023 endlich wieder eine Tagung der LAG Sachsen-Anhalt stattfinden. Dieses Mal - zum 22. Mal in der Geschichte der LAG - im Haus der Flüsse in Havelberg im Nordosten des Bundeslands. Im Zentrum der Zusammenkunft, moderiert vom Vorsitzenden Axel Schonert, stand der fachliche Austausch in Form von Vorträgen zu den Themen Brut und Rast, Beringung sowie den neuesten Entwicklungen am Helmestausee rund um das geplante Kranicherlebniszentrum.
Die Grußworte des Vertreters des Ministeriums für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt, Herrn Sangen-Emden, zeigten deutlich das Interesse administrativer Entscheidungsträger an den Aktivitäten der Kranichschützerinnen und Kranichschützer. Den Abschluss eines interessanten Tages, der dank zahlreicher Pausen genügend Zeit für Austausch und Besichtigung der interaktiven Ausstellung bot, bildete eine Wanderung in die wunderschönen, arten- und lebensraumreichen Havelwiesen.
Der ausführliche Bericht zur Tagung steht hier zum Download bereit:
Beringung in Sachsen-Anhalt
Seit dem Beginn der Farbberingung in Sachsen-Anhalt im Jahr 2018 konnten insgesamt 44 Kraniche mit diesen sehr leichten und gut ablesbaren Ringen geschmückt werden. Dabei handelt es sich mehrheitlich um flugunfähige Jungvögel, aber auch gehandicapte Altvögel, die nach kurzer Behandlung und Aufpäppelung wieder ausgewildert wurden, sind darunter.
Allein diese wenigen Jahre haben einen enormen Wissenszuwachs über die Reisegewohnheiten unserer Kraniche gebracht. So manches, was wir zu wissen glaubten, stellte sich als Irrtum heraus, allerlei Überraschungen hielten die Ablesedaten parat! Dies zeigt die große Bedeutung der Farbberingung für das Wissen um die eleganten grauen Vögel und damit vor allem für den Schutz der Kraniche.
Damit geht ein herzlicher Dank an die Kranichfreunde von Kranichschutz Deutschland, die dies erst ermöglichen und an alle anhaltischen Mitstreiter, die ihre kostbare Freizeit opfern, um sich mit flinken Füßen über Stock und Stein, durch Schlamm und Sumpf zu hechten, um wieder einen Jungkranich zu fangen und zu beringen.
Neue Beobachtungen zum Wolf
Aufgrund einer im zeitigen Frühjahr verbesserten hydrologischen Situation ist die weitbekannte Alte Elbe Bösewig, Landkreis Wittenberg, im April 2022 wieder etwas mit Wasser gefüllt. Sofort stellten sich viele Wasservogelarten ein, auch zwei Brutpaare des Kranichs wurden beobachtet. Am frühen Morgen des 17.05.2022 hatte Kranichfreund Jens Noack das große Glück, zwei Wölfe in diesem tollen Gebiet zu beobachten; einen Rüden und eine Fähe, große, stattliche Tiere. Aufmerksam wurde Jens durch laute Warnrufe des Kranichpaares im Südteil der Alten Elbe, kurz darauf kam der Wolfsrüde aus dem kleinen Schilfsaum, in dem sich das Nest befand, von heftigen Rufen der aufgeregten Altkraniche begleitet. An den Folgetagen waren die Kraniche verschwunden, das Nest ist verwaist. Wir gehen davon aus, dass das Kranichgelege von den grauen Vierbeinern geplündert wurde, der letzte Nachweis durch Fotofalle o. ä. fehlt leider. Nachdem in der Vergangenheit bereits erfolgreiche Abwehr eines Wolfes durch Kranichpaare dokumentiert werden konnte (wir berichteten im Kranichjournal 2016/17), hatten die Vögel in diesem Fall das Nachsehen.
Das Jahr 2016 war für die LAG Sachsen-Anhalt ein ganz Besonderes. Unter großer Unterstützung, insbesondere der Staatlichen Vogelschutzwarte, wurde eine landesweite Erfassung der Brutplätze des Kranichs durchgeführt. Zufallsbeobachtungen wiesen bereits seit langem die Ausbreitungstendenzen der Art innerhalb der Landesfläche nach. Nun soll dies mit harten, methodisch erhobenen Fakten untermauert werden.
Mit Stand 30.08.2016 wurden insgesamt 169 Messtischblatt (MTB, TK 25) der Landesfläche Sachsen-Anhalts mit etwa 200 MTB bearbeitet. Mindestens 130 Bearbeiter sind dazu während der Saison im Freiland unterwegs gewesen. Diese Zahl kann sich aufgrund der individuellen Vergabe in manchen Landkreisen noch nach oben verschieben.
Dokumente
Interessantes
09.02.2021
Welche ungeahnten Probleme wildlebende Vögel, auch Kraniche, haben können, erlebten engagierte Kranichfreunde bei Bitterfeld am 09. Februar 2021. Ein Vogel konnte bei strengem Frost frühmorgens nicht mehr am Schlafplatz starten. Ursache der Flugunfähigkeit des Altvogels war ein großer Eisbrockens an den Schmuckfedern. Aufgrund der Witterung Anfang Februar mit Tauwetter und starken Nachtfrösten bildete sich ein Eisbrocken von sage und schreibe fast einem Kilogramm Gewicht, was den Vogel am Start hinderte.
Der Kranich wurde in der Nähe des Schlafplatzes gefangen, vom Eis befreit, eine Nacht mit Ruhe und Futter in einer frostfreien Unterkunft beherbergt und am Folgetag bei gutem Gesamteindruck wieder an der Fangstelle freigelassen – er flog wieder! Der Vogel wurde beringt und bekam den Namen Heidrun nach der aufmerksamen Beobachterin. Wir wünschen Heidrun auf ihrem Weg alles Gute und freuen uns auf ein Wiedersehen!