Die Landesarbeitsgruppe Sachsen-Anhalt
In Sachsen-Anhalt bemüht sich das Netz ehrenamtlicher Kranichfreunde, die Verschiebung der Verbreitungsgrenze, die durch unser Bundesland verläuft, so gut als möglich zu dokumentieren. Mit steigendem Engagement bemühen sich erfahrene und neue Mitstreiter sowohl den Bestand in lange besiedelten Bereichen jährlich zu erfassen als auch Neuansiedlungen in bislang nicht von Kranichen besiedelten Landesteilen zeitnah zu dokumentieren. Eine große Stütze sind dabei der Ornithologenverband Sachsen-Anhalt (OSA e.V.) und die Staatliche Vogelschutzwarte Steckby.
Das Foto (rechts) zeigt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jahrestagung am Haus der Flüsse in Havelberg am 04.03.2023.
Neues aus Sachsen-Anhalt
24. Landeskranichtagung 2025
Bereits zum 24. Mal fand die Landeskranichtagung der LAG Kranichschutz Sachsen-Anhalt am 01. März 2025 statt – in diesem Jahr bei schönstem Wetter und bester Laune im Infozentrum des Biosphärenreservats Mittelelbe in Oranienbaum. Nach der Begrüßung durch Axel Schonert, dem Vorsitzenden der LAG Sachsen-Anhalt, konnten die rund 80 Teilnehmenden aus allen Teilen Sachsen-Anhalts spannenden Vorträgen u. a. zu aktuellen Entwicklungen im Biosphärenreservat Mittelelbe und dem Großschutzprojekt Mittelelbe – Schwarze Elster beiwohnen. In weiteren Vorträgen wurde das Verhalten der Kraniche am Brutplatz analysiert, vom sogenannten „Sitzdrohen“ und „Scheinputzen“ berichtet und traditionsgemäß die Daten vom Brut- und Rastgeschehen 2024 in Sachsen-Anhalt ausgewertet. Erfreulicherweise werden hier seit vielen Jahren positive Trends verzeichnet, was zeigt: Die Arbeit im Kranichschutz lohnt sich! So wurden im Jahr 2024 1.348 Brutplätze verzeichnet, von denen 2024 1.100 mit Kranichpaaren besetzt waren. Bis zu 65.000 Kraniche haben an den Schlafplätzen in Sachsen-Anhalt übernachtet, ein echtes Transitland!
Während der Pausen konnten sich alte und neue Kranichfreunde austauschen und die attraktive neue Ausstellung im „Auenhaus“ des Biosphärenreservates besuchen. Nach dem Ende der „Indoor-Tagung“ fand die alljährliche Exkursion statt. In der Kliekener Aue wurde über deren Renaturierung und ihr Management gesprochen und es konnten u. a. Seeadler, Schellenten, Gänsesäger und wie es sich für eine Kranichtagung gehört, auch Kraniche beobachtet werden.
Ein besonderer Dank gilt dem Biosphärenreservat Mittelelbe, dessen Mitarbeitern vor Ort für die Bereitstellung und Vorbereitung der Räumlichkeiten, Guido Puhlmann, Dr. Heiko Schumacher, Renate Holzäpfel, Ernst Paul Dörfler, Katja Broßuleit und Axel Schonert für ihre wertvollen Redebeiträge sowie allen Kranichfreunden für das Gelingen dieser Tagung und ihren Einsatz im Schutz der Kraniche!
Thea Keller & Axel Schonert
Infos
Pressemitteilung Kranichschutz und Hochwasserschutz vom 12. Januar 2024
Bericht Kranichtagung 2024
Bericht Kranichtagung 2023
Beringung in Sachsen-Anhalt
Seit dem Beginn der Farbberingung in Sachsen-Anhalt im Jahr 2018 konnten insgesamt 44 Kraniche mit diesen sehr leichten und gut ablesbaren Ringen geschmückt werden. Dabei handelt es sich mehrheitlich um flugunfähige Jungvögel, aber auch gehandicapte Altvögel, die nach kurzer Behandlung und Aufpäppelung wieder ausgewildert wurden, sind darunter.
Allein diese wenigen Jahre haben einen enormen Wissenszuwachs über die Reisegewohnheiten unserer Kraniche gebracht. So manches, was wir zu wissen glaubten, stellte sich als Irrtum heraus, allerlei Überraschungen hielten die Ablesedaten parat! Dies zeigt die große Bedeutung der Farbberingung für das Wissen um die eleganten grauen Vögel und damit vor allem für den Schutz der Kraniche.
Damit geht ein herzlicher Dank an die Kranichfreunde von Kranichschutz Deutschland, die dies erst ermöglichen und an alle anhaltischen Mitstreiter, die ihre kostbare Freizeit opfern, um sich mit flinken Füßen über Stock und Stein, durch Schlamm und Sumpf zu hechten, um wieder einen Jungkranich zu fangen und zu beringen.
Neue Beobachtungen zum Wolf
Aufgrund einer im zeitigen Frühjahr verbesserten hydrologischen Situation ist die weitbekannte Alte Elbe Bösewig, Landkreis Wittenberg, im April 2022 wieder etwas mit Wasser gefüllt. Sofort stellten sich viele Wasservogelarten ein, auch zwei Brutpaare des Kranichs wurden beobachtet. Am frühen Morgen des 17.05.2022 hatte Kranichfreund Jens Noack das große Glück, zwei Wölfe in diesem tollen Gebiet zu beobachten; einen Rüden und eine Fähe, große, stattliche Tiere. Aufmerksam wurde Jens durch laute Warnrufe des Kranichpaares im Südteil der Alten Elbe, kurz darauf kam der Wolfsrüde aus dem kleinen Schilfsaum, in dem sich das Nest befand, von heftigen Rufen der aufgeregten Altkraniche begleitet. An den Folgetagen waren die Kraniche verschwunden, das Nest ist verwaist. Wir gehen davon aus, dass das Kranichgelege von den grauen Vierbeinern geplündert wurde, der letzte Nachweis durch Fotofalle o. ä. fehlt leider. Nachdem in der Vergangenheit bereits erfolgreiche Abwehr eines Wolfes durch Kranichpaare dokumentiert werden konnte (wir berichteten im Kranichjournal 2016/17), hatten die Vögel in diesem Fall das Nachsehen.
Das Jahr 2016 war für die LAG Sachsen-Anhalt ein ganz Besonderes. Unter großer Unterstützung, insbesondere der Staatlichen Vogelschutzwarte, wurde eine landesweite Erfassung der Brutplätze des Kranichs durchgeführt. Zufallsbeobachtungen wiesen bereits seit langem die Ausbreitungstendenzen der Art innerhalb der Landesfläche nach. Nun soll dies mit harten, methodisch erhobenen Fakten untermauert werden.
Mit Stand 30.08.2016 wurden insgesamt 169 Messtischblatt (MTB, TK 25) der Landesfläche Sachsen-Anhalts mit etwa 200 MTB bearbeitet. Mindestens 130 Bearbeiter sind dazu während der Saison im Freiland unterwegs gewesen. Diese Zahl kann sich aufgrund der individuellen Vergabe in manchen Landkreisen noch nach oben verschieben.
Dokumente
Interessantes
09.02.2021
Welche ungeahnten Probleme wildlebende Vögel, auch Kraniche, haben können, erlebten engagierte Kranichfreunde bei Bitterfeld am 09. Februar 2021. Ein Vogel konnte bei strengem Frost frühmorgens nicht mehr am Schlafplatz starten. Ursache der Flugunfähigkeit des Altvogels war ein großer Eisbrockens an den Schmuckfedern. Aufgrund der Witterung Anfang Februar mit Tauwetter und starken Nachtfrösten bildete sich ein Eisbrocken von sage und schreibe fast einem Kilogramm Gewicht, was den Vogel am Start hinderte.
Der Kranich wurde in der Nähe des Schlafplatzes gefangen, vom Eis befreit, eine Nacht mit Ruhe und Futter in einer frostfreien Unterkunft beherbergt und am Folgetag bei gutem Gesamteindruck wieder an der Fangstelle freigelassen – er flog wieder! Der Vogel wurde beringt und bekam den Namen Heidrun nach der aufmerksamen Beobachterin. Wir wünschen Heidrun auf ihrem Weg alles Gute und freuen uns auf ein Wiedersehen!